Malaysia Korruptionsvorwürfe belasten die Börse

Ramponiertes Image Malaysias:  Die gegen den Regierungschef Razak Najib erhobenen Korruptionsvorwürfe belasten die Börse. Weitet sich der Finanzskandal aus, dürften vor allem Infrastrukturtitel und Bankenaktien leiden.

Manfred Rist,Singapur berichtet: Ein schlechter Führer, so heisst es mitunter in Malaysia, sei immer noch besser all gar keiner. Mit Blick auf jüngste Ereignisse in Kuala Lumpur wirken solche Phrasen derzeit eher peinlich. Der Regierungschef Razak Najib wird des Missmanagements eines Staatsfonds (1MDB), der Korruption, der Bereicherung und des Wahlbetrugs verdächtigt. Er hat bisher wenig unternommen, um diese Anschuldigungen zu entkräften. Najib belastet die Märkte, und auch die Reputation der Nation steht auf dem Spiel.

Dass die meisten Aktien in Kuala Lumpur in der vergangenen Woche an Terrain eingebüsst haben, erstaunt nicht: Die lokale Krise wurde von den Börseneinbrüchen in China und dem Griechenland-Debakel überlagert. Erstaunlich ist eher, dass der KLCI nur 1,1% verloren hat. Dies hängt damit zusammen, dass die Luft in Kuala Lumpur seit geraumer Zeit draussen ist: Innert Jahresfrist ist der Index um 9% gefallen. Die Landeswährung Ringgit, die zum Kreis der anfälligen Rohstoff-Währungen zählt, ist am Freitag zwar wieder knapp über die Marke von $ 3.80 geklettert, bleibt in diesem Jahr mit einem Minus von 8% gegenüber dem Dollar aber die schwächste Valuta in Südostasien.
Nicht alles ist schwarz in Malaysia. Das 30 Mio. Einwohner zählende Land verfügt über einen soliden Mittelstand und über eine breit diversifizierte Wirtschaft. Der Industrieproduktionsindex stieg in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um 5,6%, was ungefähr dem BIP-Wachstum entsprach. Der Staat kann sich zudem weiterhin relativ günstig finanzieren, verlangen die Märkte für Zehn-Jahre-Papiere doch bloss 4,03%.

Doch die Erfolgsstory wirkt zunehmend beschönigt, und das vordergründig moderne Land hat in Anlegerkreisen kaum je für Begeisterung gesorgt. Ausländische Anleger sind seit einer Woche besonders auf der Hut. Die Schweizer Grossbanken stufen das Land wegen drohender Weiterungen der 1MDB-Affäre gar mit «high risk» ein. An diesem Skandal kristallisieren sich die tiefer liegenden Probleme der Nation: Die Regierungspolitik bleibt intransparent und hat populistisch-islamische Züge angenommen, und die Korruption ist omnipräsent. Es rächt sich, dass die seit 58 Jahren an der Macht sitzende United Malays National Organisation (Umno) nie in die Opposition gedrängt wurde.
Sollte sich die politische Krise hinziehen, dürften vor allem Bauwerte, die traditionell von staatlichen Infrastrukturvorhaben profitiert haben, etwa YTL, sowie Banktitel wie CIMB unter Druck kommen. Als weniger anfällig gelten Minenaktien und Konsumtitel. Ziemlich immun dürften auch Technologieaktien sein, beispielsweise jene von JCY International, einem führenden Anbieter von Festplatten.

Im Fokus steht derzeit die Kursentwicklung des in Asien grössten Billigflugunternehmens Air Asia. Die durchzogene Sicherheitsbilanz des Carriers wird von Fragen zum Rechnungswesen sowie von Berichten über ungenügende Eigenmittel in Indonesien überlagert. Der Titel, der vor drei Jahren noch bei Rin. 3.77 notiert hatte, ging am Freitag mit Rin. 1.34 aus dem Handel.
Razak Najib

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