Chinas junge Börsengeschichte

Der Rettungsschlag lässt auf sich wartenAchterbahnfahrt an Chinas Boersen
Am Montag verabschiedete sich der Shanghai Composite Index dank einem Schlussspurt mit einem Plus aus dem Handel. Es gibt jedoch Gerüchte, dass der Staat weitere Massnahmen plant.

Matthias Müller berichtet: Wie weit Europa nicht nur geografisch oft vom Reich der Mitte entfernt ist, haben die Interessen der Chinesen am Montag nach dem Referendum in Griechenland gezeigt. Thema des Tages war allein die Entwicklung an den chinesischen Börsen, nachdem diese in den vergangenen drei Wochen kräftig Federn hatten lassen müssen und die Regierung am Wochenende mit diversen Massnahmen versuchte, die Märkte wieder zu beruhigen. Dieses Vorhaben ist ihr aber nur zum Teil geglückt und dürfte nicht den Erwartungen entsprochen haben.

Der Leitindex in Schanghai, der Shanghai Composite Index, legte gleich nach Eröffnung der Börse zwar um 7,8% zu, sackte dann aber wieder ab und rettete sich in den letzten 30 Handelsminuten noch über den Schlusswert vom vergangenen Freitag: Er schloss mit einem Plus von 2,4%. Schlechter erging es dem Shenzhen Composite Index (–2,7%), an dem wie in Schanghai A-Aktien gehandelt werden, sowie dem Wachstumssegment Chinext (–4,3%).

Zu den Gewinnern unter den A-Aktien zählten die Titel von Banken und Versicherern, wobei die Valoren der Bank of China um fast 10% zulegten. Mit den Werten von Chinas grösstem Erdölkonzern, Petrochina, gewann ein weiteres Schwergewicht 10%, weshalb der Shanghai Composite Index gegenüber Freitag mit Gewinn schloss. Deutlich schlechter erging es den Titeln von Telekom- und Internetfirmen, die im Durchschnitt rund 6% einbüssten. Ein Blick auf die Börsen in Schanghai und Shenzhen zeigt, dass mehr als 900 Aktien im Tagesverlauf mindestens 10% verloren; nur die Valoren von 55 Firmen legten um 10% und mehr zu.

Spekulationen über weitere Massnahmen der Regierung liessen denn nicht lange auf sich warten. Zuvor war am Wochenende bekannt geworden, dass 21 Brokerfirmen einen Fonds äufnen und die China Securities Finance Corporation zusätzliches Kapital erhalten sollte, um im Notfall zu intervenieren. Und entgegen den ursprünglichen Plänen des Regulators untersagte die Regierung von Li Keqiang alle geplanten Börsengänge (IPO), um die Nachfrage nach bestehenden Aktien nicht weiter zu schwächen. Allein im Juli waren 28 IPO geplant. Über die Dauer der Sistierung ist nichts bekannt. In Chinas noch junger Börsengeschichte gab es bisher acht solche Fälle. Besonders kurz war das IPO-Verbot 2001 mit drei Monaten; länger fiel es 2012 und 2013 aus, als es 13 Monate lang keinen Börsenneuling gab.
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