Freude und Leid liegen nah beieinander

Investoren aus Katar treten überall in der Welt auf. DOHA QATAR SKYLINE
Doch wie sieht eigentlich der Aktienmarkt in ihrem Heimatland aus?

Aktienkäufe katarischer Investoren im Ausland wie bei Porsche, der Deutschen Bank, dem Nobelkaufhaus Harrods oder bei der britischen Flughafengesellschaft Heathrow Airport Holdings sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Doch von ausländischen Investitionen in Katar hört man umgekehrt wenig. Wie sieht aber der Aktienmarkt des Emirats aus?

Beeindruckende Avancen

Rico Kutscher berichtet: Das Hauptbarometer QE-Index hat in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Entwicklung durchgemacht und kommt auf eine Marktkapitalisierung von umgerechnet rund 100 Mrd. Fr. Das Indexschwergewicht ist die Grossbank Qatar National Bank QNB mit einem Anteil von 14,3%. Danach folgen die stark im Immobiliengeschäft tätige Ezdan Holding (Anteil: 12,3%) und die im petrochemischen Sektor aktive Industries Qatar (11,2%).

Aktieninvestoren in Katar müssen aber starke Nerven haben. Das liegt daran, dass sich ständig extrem positive Nachrichten mit zum Teil katastrophalen Hiobsbotschaften abwechseln, Licht und Schatten nah beieinanderliegen. Dies zeigt sich an drei Beispielen: Katar wurde unlängst in die Schwellenländerindizes von MSCI und S&P aufgenommen. Das ist gut, weil viele Investoren solche Portfolios nachbilden und somit die Nachfrage nach katarischen Titeln steigt. Doch an der für diesen Schritt nötigen Transparenz hapert es. Geschäfte werden nämlich oft im engsten Beziehungsnetz abgewickelt, und überall mischt der Staat mit, was an der Börse regelmässig für Überraschungen sorgt. Problematisch ist diesbezüglich auch, dass Titel am Tag der Generalversammlung nicht gehandelt werden – Investoren also bei wichtigen Entscheiden nicht sofort reagieren können.

Hohe Investitionen geplant
Zweitens läuft die Wirtschaft gut; das reale Wachstum des Bruttoinlandprodukts betrug über die vergangenen drei Jahre jeweils 6%. Der katarische Staat plant Investitionen für die Diversifizierung seiner Volkswirtschaft weg von der Haupteinnahmequelle, dem Erdöl- und Erdgasgeschäft, sowie für die Fussball-WM 2022 von 200 Mrd. $. Das ist gut für Banken, Versicherungen, die Bau- und Immobilienwirtschaft. Doch mit jeder Meldung zu sinkenden Erdöl- und Erdgaspreisen sowie mit jedem Skandal beim Weltfussballverband Fifa und den damit verbundenen Diskussionen über einen Entzug der WM schwinden sofort die Hoffnungen von Investoren. Der QE-Index sank vergangene Woche infolge der Turbulenzen um eine mögliche Bestechung von Fifa-Funktionären unverzüglich um 1,5% – der grösste Kursrückgang an einem Tag seit Monaten.
Katar möchte, drittens, die Privatwirtschaft fördern, und dies tut der Staat am besten, indem er Geschäftsleuten kaum Steine in den Weg legt. Das ist positiv – hat aber so gänzlich ohne Regeln den Nachteil, dass immer wieder Exzesse wie etwa bei unmenschlichen Arbeitsbedingungen auftreten.
Doha Podium

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