Sind Zentralbanken ein Risiko?

Interview mit Pimco-Investment-Chef

Dan Ivascyn, Chief Investment Officer bei der Fondsgesellschaft Dan Ivascyn, CIO der Fondsgesellschaft PimcoPimco, spricht im Interview über die Veränderungen seit dem Abgang des «Bond-Königs» Bill Gross und die Entwicklungen an den Finanzmärkten.

Claudia Gabriel berichtet: Die Fondsgesellschaft Pimco in Newport, Kalifornien, ist mit 1,59 Bio. $ verwalteter Vermögen einer der grössten Investoren in Festverzinsliche weltweit. Die Gesellschaft wurde 1971 gegründet, unter anderem von Ex-Chief-Investment-Officer Bill Gross, der sie im Herbst 2014 nach üblen Querelen im Management verliess . Gross galt als «Bond-König». Die Welt hing an seinen Lippen, wenn er über die Märkte sprach . Dies hing unter anderem damit zusammen, dass Pimco über einen zentralisierten Anlage-Prozess verfügt, mit welchem sie seit ihrer Gründung massiv vom globalen Umfeld sinkender Zinsen profitiert hatte. Gross‘ herausragende Stellung mag mit ein Grund gewesen sein, warum Pimco, seit dem Jahr 2000 Tochter des deutschen Versicherers Allianz , dem medial ausgetragenen Streit im Management monatelang zuschaute. Im Annus Horribilis 2014 sanken die verwalteten Vermögen um 236 Mrd. €. Dan Ivascyn, Gross‘ Nachfolger, obliegt es nun, die Firma mit ihren fast 2500 Mitarbeitern in ruhigere Gewässer zu steuern und so aufzusetzen, dass sie optimal auf das gegenwärtige Tiefzinsumfeld reagieren kann. Ivascyn äussert sich im Interview sowohl zu den internen Entwicklungen bei Pimco als auch zu den Märkten….

Wie schätzen Sie jetzt die Märkte ein?
In diversifizierten Portfolios haben wir den Anteil der Staatsanleihen zurückgenommen. Wir prognostizieren bekanntlich schon länger eine eher schwache Welt-Konjunktur, sehr tiefe Zinsen, und eine Dominanz der Zentralbanken über die Märkte. Jüngst sind die Renditen allerdings nochmals gesunken, was eine Herausforderung für die Manager von Obligationenportfolios darstellt. Die Finanzmärkte verlassen sich derzeit darauf, dass die Notenbanken in den Industriestaaten mit ihrer extrem lockeren Geldpolitik allein für Wirtschaftswachstum sorgen. Das wird nicht ewig funktionieren. Wenn das so weiter geht, steigt das Risiko von heftigen Marktreaktionen, wenn die Zentralbanken ihre Politik rückgängig machen. Wie heftig das wird, hängt stark davon ab, ob die Regierungen wachstumsfördernde Strukturreformen durchführen. Unser Basis-Szenario rechnet allerdings mit weiterhin tiefen Renditen, die sich in engem Rahmen bewegen.
Wo sehen Sie die globalen Gefahrenherde mit Blick auf Rendite-Risiken?
Die Renditen der Staatsanleihen sind in den USA, in Europa und in Japan zu tief. Die USA stellen aber eine besondere Herausforderung dar. Die Notenbank Fed dürfte noch 2015 die Leitzinsen anheben, was historisch immer von Marktvolatilität begleitet war. Notenbankchefin Janet Yellen kommuniziert bis jetzt zwar sehr geschickt, doch wenn die Zinserhöhung näher rückt, nimmt das Risiko von Missverständnissen und Fehlern zu. Zugleich ist die Verschuldung global immer noch sehr hoch, was ein Risiko darstellt für die Widerstandsfähigkeit des Aufschwungs gegenüber höheren Zinsen.
Was wären die Nebeneffekte, wenn mit dieser Zinserhöhung etwas schiefliefe?
Würden die Zinsen stärker angehoben als erwartet, würde der Dollar weiter erstarken, mit negativen Auswirkungen auf manche Schwellenländer. Aber das ist nicht unser Basisszenario.

Welche Herausforderungen sehen Sie für Europa?
Etliche. Zum Beispiel, dass die Konjunktur nicht so stark wächst wie erwartet, dass die Staatsschulden nicht abgebaut und die Strukturreformen verschleppt werden. Der angelaufene Wahlzyklus wird wohl politische Unsicherheit bringen. Langfristig muss ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum erreicht werden. Das neuste Lockerungs-Programm der Europäischen Zentralbank EZB ist zwar riesig und hat sich auf die Währung sowie auf die Preise risikoreicher Anlagen ausgewirkt. Die Aktienmärkte haben ein Rally erlebt. Das stärkt das Vertrauen und bringt auch etwas Wachstum. Dieses dürfte aber mit 1,25 bis 1,75% im laufenden Jahr unter Potenzial bleiben.

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