Avancen des Rubels

Devisenmarkt-Spekulationen: Unheimliche Avancen des Rubels

Allmählich wird auch dem Regierungschef mulmig. Dmitri Medwedew sagte diese Woche in der Staatsduma, Russland brauche einen vorhersagbaren, verlässlichen Rubel-Wechselkurs, keine «exzessive Stärke». Wer hätte gedacht, dass solch eine Mahnung nötig ist, nachdem die russische Währung im vergangenen Jahr 46% zum Dollar und 40% zum Euro an Wert verloren hat. Und eigentlich ist sie auch nicht stark, denn noch heute ist der Rubel zum «Greenback» rund einen Drittel schwächer als Anfang 2014.
Seit Februar hat sich der Rubel allerdings deutlich erholt. Der Regierung ist das unangenehm. Zum einen schmälert ein stärkerer Rubel grundsätzlich die Ertragskraft russischer Exporteure, zum anderen die Staatseinnahmen. Die stützen sich zu einem grossen Teil auf Steuern aus dem Verkauf von Erdöl. Dessen Dollarpreis ist seit Mitte 2014 zwar stark gefallen, aber wegen des maladen Rubels war ein Fass der Nordseesorte Brent im Februar 2015 zeitweise mehr wert als im April 2014. Inzwischen liegt der Rubelpreis pro Fass jedoch um rund 14% tiefer als im Frühjahr 2014. Das russische Produktionsniveau ist derweil stabil bei 10,7 Mio. Fass pro Tag und damit auf dem höchsten Stand seit Ende der Sowjetunion. Die Kapazitätsgrenze ist erreicht, durch erhöhte Förderung lässt sich das Loch im Staatsbudget, das dieses Jahr geschätzt 3,7% des Bruttoinlandprodukts (BIP) erreichen wird, nicht stopfen…

Selten waren sich Analytiker so einig, dass der Rubel überbewertet ist – immerhin steuert Russland in eine Rezession, im ersten Quartal ist das BIP laut Medwedew um rund 2% zum Vorjahreszeitraum gefallen. Die Zentralbank hat diese Woche zum dritten Mal seit Ende März die Zinsen für die Devisen-Repos angehoben, um den Gewinn aus den Carry-Trades zu schmälern. Der Rubelkurs reagierte jeweils mit Tagesrückgängen von bis zu 4%, aber eine substanzielle Korrektur blieb aus. Die Blicke richten sich nun auf die Sitzung der Zentralbank Ende kommender Woche, bei der sie den in einer Notaktion im Dezember dramatisch angehobenen Leitzins weiter senken könnte.
Unheimliche Avancen des Rubels

www.davegranlund.com/cartoons/

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