Die neue Armut der Deutschen

Hungern muss in Deutschland niemand mehr, Arbeitnehmer müssen für kostbare Dinge viel kürzer arbeiten als vor Jahrzehnten. Doch es wächst eine andere Armut, bei der Geld nicht die Hauptrolle spielt. Seit den 1950er-Jahren ist die Kaufkraft der Deutschen beträchtlich gewachsen. Heute scheint aber eine zunehmende Zahl von Bürgern unter einer generellen Überforderung und Hoffnungslosigkeit zu leiden – auch wenn es ihnen materiell gut geht.

Susanne Gaschke berichtet: Es ist noch kein Menschenleben her, da heizten meine Großeltern den Ofen mit Holz, wenn sie warmes Badewasser haben wollten. In ihrem Keller lagerten sie Kartoffeln und Äpfel für den Winter ein. Auf den Regalen reihte sich Weckglas an Weckglas: Sauerkirschen, marinierter Kürbis, grüne Bohnen. Alles aus dem Mietgarten, den meine Großmutter bewirtschaftete. Sie nähte auch oft Kleider für uns Enkelkinder. Mein Großvater war nach Krieg und Flucht vom Waldarbeiter zum Beamten bei der Forstverwaltung aufgestiegen. Die beiden hätten sich niemals als arm bezeichnet: Sie hatten eine Wohnung, ihr Sohn hatte das Gymnasium besucht und studiert. Das Geld war zwar immer knapp, aber es reichte für die „gute Butter“ auf dem Brot. Die „gute Butter“ – diesen Begriff habe ich als Kind schon nicht mehr richtig verstanden, ich kannte gar keine Margarine. Was war denn nur so Besonderes an Butter?
Die neue Armut der Deutschen

Christiane Pfohlmann www.w-t-w.org/en/cartoon/christiane-pfohlmann www.pfohlmann.de

Christiane Pfohlmann
www.w-t-w.org/en/cartoon/christiane-pfohlmann
www.pfohlmann.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.