Warum steigt trotz Aufschwung die Armut?

Immer mehr Bundesbürger gelten als arm. Wie passt das zum Aufschwung? Beschäftigungsforscher sagen: Der Boom war nur möglich, weil so viele in die Armut getrieben wurden.

Vollbeschäftigung ist nicht nur ein großes Wort, sondern auch ein großer Traum vieler Wirtschafts- und Sozialpolitiker. Vor ein paar Wochen erst träumte der Chef der Bundesagentur für Arbeit ganz laut davon. Für Frank-Jürgen Weise liegt die Vollbeschäftigung in Deutschland ganz nah. Schließlich staunen halb Europa und der Rest der Welt über das neue deutsche Jobwunder, das allen Krisen trotzt. Die Wirtschaft boomt, und die Beschäftigtenzahl nimmt von Jahr zu Jahr zu. 42,6 Millionen Menschen haben Arbeit, das ist Rekord.

Und dann das: Nicht nur Bruttoinlandsprodukt und Einkommen steigen – sondern auch die Armutsquote, mahnt jetzt ein Bericht des Paritätischen Gesamtverbands. Mit 12,5 Millionen Menschen hierzulande gelten so viele als arm wie noch nie. Es sind 15,5 Prozent der Bevölkerung, die laut Bericht unterhalb der Armutsgrenze leben; und das im viertreichsten Land der Welt, das mit 5,4 Prozent zudem die niedrigste Arbeitslosenquote in ganz Europa hat. Nur im angeschlagenen Griechenland, in Bulgarien, Italien und Portugal leben noch mehr arme Menschen als hier.

Wie passt das zusammen? Eine erste Erklärung ergibt sich aus der Statistik selbst: Als „arm“ gelten per Definition all diejenigen, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung haben. In Deutschland ist das der Fall, so schlüsselt der Bericht des Paritätischen Gesamtverbandes auf, wenn Alleinlebende weniger als 979 Euro im Monat zum Leben haben und ein Vier-Personenhaushalt weniger als 1.873 Euro.
Trotz Aufschwungs steigt die Armut
Armut

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