Mark Carney spricht von einem Wendepunkt

Mark Carney, der Vorsitzende des Financial Stability Board FSB, sieht bei der Reform des Finanzsystems einen Wendepunkt erreicht. Für weiteren Diskussionsstoff sorgen die Schattenbanken.
Der Financial Stability Board (FSB) erachtet den Reformprozess zur Korrektur der Verwerfungen der Finanzmärkte, welche vor mehr als sechs Jahren die Finanzkrise provoziert hatten, als weitgehend abgeschlossen; wobei aber noch nicht alle vereinbarten Regulierungen vollständig umgesetzt sind. Dies hält Mark Carney, FSB-Vorsitzender und Gouverneur der britischen Notenbank, in einem Bericht zuhanden der Gruppe der zwanzig grössten Wirtschaftsnationen (G-20) fest, die sich dieses Wochenende in Brisbane trifft.

Als Wendepunkt bezeichnet Carney die erwartete Zustimmung der Staatschefs der G-20 zum Vorschlag , den 30 global systemrelevanten Grossbanken einen zusätzlichen Kapitalpuffer von 16 bis 20% vorzuschreiben, um das Problem von «too big to fail» zu lösen; ein Vorschlag, dem die G-20 aber erst im Grundsatz zustimmen muss, bevor er anschliessend in eine öffentliche Konsultation geschickt wird.

Interessant wird sein, wie sich die G-20 am Sonntag zur Regulierung von Schattenbanken – der Kreditvermittlung ausserhalb des regulierten Bankensektors – stellen wird. Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel etwa pocht auf weitergehende Schritte. Im August meinte sie , es sei ein Bereich, der regulatorisch nach wie vor ziemlich nackt dastehe. Auch Carney verweist in seinem Bericht auf die Notwendigkeit weiterer Schritte, die auf den bisherigen Arbeiten aufbauen. Der australische Finanzminister Joe Hockey scheint darauf nicht sehr erpicht zu sein – so hatte er am Donnerstag seiner Hoffnung Ausdruck gegeben, man könne an diesem Wochenende einen Schlussstrich unter die «konstante Umschreibung» der Regulierungen des globalen Finanzsystems ziehen.

Nach wie vor erst ungenügend umgesetzt sind die vereinbarten Standards für Over-the-Counter-Derivate (OTC) , strukturierte Finanzprodukte, die ausserhalb der regulierten Börsen – «über den Tresen» – gehandelt werden. Carney erwartet von den G-20-Staatschefs, dass sie sich weiterhin für eine konsistente und grenzüberschreitende Umsetzung der OTC-Regeln einsetzen.

Schliesslich kündigt er im Bericht den Beginn einer neuen Phase an, in der der FSB den Fokus auf die konsequente Umsetzung bereits beschlossener Massnahmen sowie auf sich neu entwickelnde Risiken richten werde. Eine stärkere Stimme im FSB, in dem die wichtigsten Notenbanken und Finanzmarktaufsichtsbehörden vertreten sind, sollen künftig zudem die Schwellen- und Entwicklungsländer haben.

Mark Carney

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