Mutter aller Zentralbanken erhebt Warnfinger

BIZ ist skeptisch

Werner Grundlehner berichtet: Die Notenbanken hätten es mit ihrer Geldpolitik nicht mehr in der Hand, dass sich die angeschlagene Wirtschaft in Europa nachhaltig erholen werde. Das sagt nicht irgendwer, sondern die «Mutter aller Zentralbanken», die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Die Warnung der BIZ scheint auf wenig Echo zu stossen. Die jüngsten Zahlen aus der Euro-Zone zeigen jedoch, dass das Institut mit Sitz in Basel durchaus richtig liegen könnte. Obwohl die Europäische Notenbank (EZB) mit fast allen Mitteln versucht, die Verbraucherpreise und die Kreditvergabe anzuheizen, ist das Resultat enttäuschend. Die Inflationsrate betrug im Juni 0,5%, die Banken im Raum der Gemeinschaftswährung vergaben 2% weniger Darlehen. Und dies, obwohl die EZB den Zins für Einlagen der Geschäftsbanken im Juni in den Minusbereich verschob.

Mit Sorge beobachtet die Hausbank der Zentralbanken die Hausse an den Finanzmärkten und bringt das in ihrem jüngsten Bericht auch zum Ausdruck. Die BIZ nimmt eine nur noch begrenzt nachvollziehbare Abkopplung der Börsenentwicklung von den zugrunde liegenden wirtschaftlichen Entwicklungen wahr. Die Aktienkurse sind zuletzt viel schneller gestiegen, als das Wachstum der entsprechenden Unternehmen es rechtfertigen würde. Gemäss BIZ sind Aktien eindeutig zu hoch bewertet.

Die Märkte reagierten sehr stark und empfindlich auf den Kurs der Geldpolitik – oder allein auf die erwartete monetäre Entwicklung. Welche Auswirkungen das haben kann, demonstrierte der frühere Fed-Chairman Ben Bernanke im Mai 2013. Allein die Erwähnung des Wortes «Tapering» (Reduktion der Aktienrückkäufe) brachte die globalen Börsen zum Taumeln. Insbesondere die Schwellenländer kamen wegen des Abzugs von Kapital in grosse Nöte. Auch momentan setzen viele Investoren darauf, dass die EZB-Geldpolitik die Märkte entgegen der realwirtschaftlichen Entwicklung anschieben wird. Viel Geld fliesst momentan wieder in Staatsanleihen aus Peripherieländern, weil man darauf hofft, dass die von der EZB bekräftigte Geldpolitik die Kurse dieser Papiere für den Rest des Jahres beflügeln wird.

Die BIZ wird zwar oft als «Beamten-Moloch» bezeichnet, der eine Flut von Statistiken und Berichten produziere. Wegen der Nähe zu den Notenbanken und des «Insiderwissens» sollten die neuesten Warnungen des Instituts aber durchaus ernst genommen werden.Warnfinger

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