Klage gegen Männer-Klub bei Goldman Sachs

Ex-Mitarbeiterinnen fühlen sich diskriminiert

Tina Kaiser berichtet:  Cristina Chen-Osters Probleme bei Goldman Sachs begannen an einem späten Abend im Jahr 1997. Einer ihrer Kollegen hatte in die New Yorker Striptease-Bar Scores geladen, um seine Beförderung zu feiern. Obwohl es Chen-Oster unangenehm war, ging sie hin. Am Ende des Abends bestand ein verheirateter Kollegen darauf, sie nach Hause zu begleiten. Vor ihrem Apartment drückte er sie gegen eine Wand, küsste und begrapschte sie. So steht es zumindest in der Klage, die Chen-Oster gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber eingereicht hat. „Hätte ich mich nicht zur Wehr gesetzt, hätte er mich wohl vergewaltigt“, schreibt sie dort. Nun beschuldigt Chen-Oster gemeinsam mit ihrer ehemaligen Kollegin Shanna Orlich die Investmentbank Goldman Sachs der Geschlechter-Diskriminierung. Goldman habe die Benachteiligung von Mitarbeiterinnen nicht nur zugelassen, sondern sogar eine „Männer-Klub“-Atmosphäre gefördert, die Besäufnisse und Abstecher in Strip-Lokale beinhaltet habe.

Die beiden Frauen stellten bei einer Richterin in New York den Antrag, Goldman Sachs stellvertretend für aktuelle und frühere Mitarbeiterinnen im Rang von Vice Presidents und Associates verklagen zu dürfen. Die Sammelklage hatten die ehemaligen Goldman-Mitarbeiterinnen bereits vor vier Jahren eingereicht. Weil der Fall so komplex ist, kommt der Prozess aber erst jetzt in Gang. Chen-Oster arbeitet inzwischen bei der Deutschen Bank. Goldman Sachs hatte die Vorwürfe der Klägerinnen stets abgestritten und als „haltlos“ bezeichnet. In einem Statement sagte die Bank, der neue Antrag sei „ein normaler und erwartetet Prozessschritt für eine beantragte Sammelklage und ändert nichts daran, dass der Fall keine Grundlage hat.“ Chen-Oster und Orlich sehen das anders. Sie werfen Goldman vor, der Finanzkonzern behandele Frauen wie Mitarbeiter zweiter Klasse und lasse eine Kultur der Angst und der Vergeltung zu. Frauen im Rang eines Vice President hätten 21 Prozent weniger verdient als Männer, behaupteten die ehemaligen Mitarbeiterinnen. Eine der Stellungnahmen stammt von Denise Shelley, die als Vice President bei Goldman arbeitete und die Bank 2009 verließ. Sie schreibt, männlichen Kollegen hätten Frauen als „Bimbos“ bezeichnet.
boysclub

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