Der frühere Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Clemens Börsig,
verlässt die Führung der Vatikan-Bank im Streit. Er habe ebenso wie sein italienischer Vorstandskollege Carlo Salvatori wegen unterschiedlicher Ansichten über die Führung des Instituts seinen Posten geräumt, teilte der Vatikan an diesem Mittwoch mit.
Der Präsident der Kardinalskommission für das IOR, Santos Abril y Castello, den Amtsverzicht an. Turnusgemäß hätte Börsigs Mandat bis 2019 gedauert. Der Schritt erfolge „im Rahmen legitimer Überlegungen und Meinungen über die Führung des Instituts mit einer derart speziellen Zielsetzung wie das IOR“, heißt es dazu in der Mitteilung. Börsig habe in „einer für die Stabilität und Integrität des IOR wichtigen Phase“ einen „kompetenten und qualifizierten Beitrag“ geleistet. Außer Börsig legte auch der italienische Banker Carlo Salvatori sein Aufsichtsratsmandat nieder.
Rücktritt wegen Investmentfonds in Luxemburg?
Nach einem Bericht des Internetportals „Vatican Insider“ sollen die Rücktritte Börsigs und Salvatoris im Zusammenhang mit einem päpstlichen Veto gegen die Einrichtung eines Investmentsfonds in Luxemburg durch das IOR im Mai 2015 stehen. Der Aufsichtsrat habe das Projekt zuvor befürwortet. Börsig und Salvatori hätten sich demnach nicht mit der Linie des Papstes identifizieren können, der das IOR in erster Linie als Finanzdienstleister für Orden und kirchliche Einrichtungen sehe.
Börsig gehört dem Aufsichtsrat des IOR seit Juli 2014 an. Damals war das sechs Mitglieder umfassende Gremium komplett erneuert worden. Zuvor war er von 2006 bis 2012 Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank.
Seit 2013 Transparenz-Standards
Die Vatikanbank, die in der Vergangenheit aufgrund fehlender Transparenz regelmäßig mit Schwarzgeld in Verbindung gebracht wurde, hat seit 2013 internationale Transparenz-Standards eingeführt. Seither wurden rund 5.000 der vormals 19.000 Konten geschlossen. Das „Istituto per le Opere di Religione“ verwaltet Fremdkapital in Höhe von 6,3 Milliarden Euro. Das Geld stammt vor allem von kirchlichen Einrichtungen. Hinzu kommen 800 Millionen Euro des Heiligen Stuhls.
Der frühere Vatikan-Bank-Chef Ettore Gotti Tedeschi musste wegen verdächtiger Millionen-Transfers seinen Hut nehmen. Papst Franziskus hatte eine Schließung des Geldhauses erwogen, sich dann jedoch für Reformen entschieden. Der „Consiglio di Sovrintendenza“ des IOR ist anders als ein deutscher Aufsichtsrat nicht nur ein Kontrollgremium, sondern lenkt auch das operative Geschäft des Geldinstituts. An seiner Spitze steht seit Juli 2014 der Franzose Jean-Baptiste Douville de Franssu. Der Präsident des Aufsichtsrats wird gemeinhin als Vatikanbank-Chef bezeichnet.
Katholisch.de
Pingback: Pabst Franziskus kämpft für Legalität | W-T-W.org