Fünf Jahre Krise, und die Aufsichtsbehörden haben nichts gelernt

Die Finma verliess sich auf CS-Anwälte

Die Finanzmarktaufsicht führte bei der Bank kaum eigene Befragungen durch – Politiker sind irritiert

Fünf Jahre Krise, und die Finma hat nichts gelernt. Als vor fünf Jahren die Finanzkrise zu Ende ging, stand CS-CEO Brady Dougan als der strahlende Sieger da. Seine Bank hatte es geschafft, ohne direkte Staatshilfe durch die Krise zu kommen. Erzrivale UBS bot dagegen ein desolates Bild. Eine staatliche Intervention von 60 Milliarden Franken war nötig, um die Bank zu stützen. Die amerikanischen Banken waren empfindlich geschwächt, die CS hingegen strotzte vor Selbstbewusstsein. Im Frühjahr 2010 zahlte man Dougan 70 Millionen Franken Sonderbonus. Das führte zwar zu einem Aufschrei der Empörung, doch zum Flächenbrand reichte es nicht. Mindestens so schlecht wie die UBS stand die Finanzmarktaufsicht Finma da.

Sie hatte es der UBS erlaubt, mit einem Trick 250 Kundendaten herauszugeben, und ihre Untersuchungsberichte wurden kritisiert, weil der Finma-Präsident Eugen Haltiner von der UBS kam. Trotzdem stand im Untersuchungsbericht wörtlich derselbe Satz wie heute: Die Bank habe die Gewähr verletzt. Das schlimmste Urteil, das die Finma fällen kann. Wem die Gewähr fehlt, der ist nicht vertrauenswürdig genug, um Geld entgegenzunehmen, und erhält ein Berufsverbot. Schuld war auch damals keiner der Chefs, aber trotzdem mussten allesamt bald gehen.

Fünf Jahre später ist der gute Ruf der CS dahin. Das Geschäftsmodell der CS ist überholt, der frühere Superstar Dougan wirkt nur noch wie ein trauriger Held. Was die Finma betrifft, ist das Bild noch schlimmer. Während man bei der UBS wenigstens noch selber vor Ort ermittelte, liess man vor zwei Jahren die CS selber die Rechtsanwälte auswählen. Dass da die amerikanischen Juristen die Mitarbeiter nicht dazu aufforderten, die Verwicklungen ihrer Chefs aufzuzeigen, liegt auf der Hand.

Im amerikanischen Senat wurde auch korrekterweise erzählt, es handle sich um eine interne Untersuchung, während die Finma ihren Befund als eigene Abklärung verkauft. Im Senatspapier wurde erwähnt, dass 100 Leute befragt wurden, laut Finma sind es nur 65. Nicht nur böse Zungen werden hier fragen, welche Aussagen man denn beim Bericht für die Finma weggelassen hat. Interessant und natürlich nur zufällig ist dieser Umstand: Zur fraglichen Zeit, als der Finma-Bericht zur CS geschrieben wurde, war Patrik Raaflaub Chef der Finma. Er ist seither zurückgetreten und ist sofort wieder in die Finanzindustrie zurückgekehrt, nämlich zur Swiss Re, bei der er schon vor seiner Zeit bei der Finma war. Raaflaub wurde neuer Risikochef, ein Topjob mit Toplohn – der ihm auch gegönnt sei. Präsident der Swiss Re aber ist Walter Kielholz, seines Zeichens auch bis vor kurzem Verwaltungsrat der Credit Suisse. Und vor allem, Kielholz war die ganze Zeit, als bei der CS das Amerikageschäft aus dem Ruder lief, Präsident der Bank. Aber, das sei versichert und Finma-geprüft, auch er wusste absolut nichts vom riskanten Treiben seiner Banker, das nun zu einer Busse von 2,5 Milliarden Franken führte.
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